Klang Körper Konservierung
Ausstellung im ehemaligen Leichenschauhaus der Charité Berlin
Hannoversche Str. 6, 10115 Berlin
Geöffnet Dienstag – Sonntag 14.00 - 20.00h
Eröffnung: 07.10.10 ab 19h
20h Performances, 2.30h Liveübertragung zum Chicago Calling Festival
und Radio Broadcast
Finissage: 31.10.10 ab 19h
Arbeiten von Berg26 und Gästen, kuratiert von Florian Goeschke
Anna Bäumer, Elen Flügge, Florian Goeschke, Annie Goh, Daniela Imhoff,
Patrick Muller, Damian Rebgetz, Robert Schwarz, Alexander Sieber, Christof Wenta,
Thomas Wochnik, Techn. Leitung: Thomas Koch
Als Alexander Graham Bell im Jahre 1874 erstmals den Versuch unternimmt Klänge zu konservieren, indem er eine Maschine zum Hören befähigt, erweitert er ihren mechanischen Körper um ein Quantum göttlicher Perfektion: das menschliche Ohr. Das technisch überlegene natürliche Organ wird – in den Dienst der Wissenschaft gestellt – zum Bauteil einer Gerätschaft, die wiederum dem Menschen dienen soll: um
die Stimmen der Lebenden über den Tod hinaus zu konservieren.
Es ist der Wettlauf gegen die Zeit und der Wunsch den Toten eine Stimme zu verleihen, was Alexander G. Bell mit den Rechtsmedizinern des damaligen Instituts für Rechtsmedizin der Charité Berlin verbindet.
Mit Skalpellen und Sägen kunsthandwerklich zerlegt wurden hier die Bestandteile des menschlichen Körpers untersucht, konserviert und gereinigt, um schliesslich bis zu 3 Wochen der schaulustigen Öffentlichkeit zu Anschauungszwecken vorgeführt zu werden.
Diese makabre Praxis sollte Ende des 19. Jahrhunderts helfen, die unbekannten Toten zu identifizieren, wurde durch die Neugierde und Sensationslust der Besucher jedoch schnell zum morbiden Kadavervarieté, das in Scharen besucht wurde. Erst die Entwicklung neuer Identifizierungsverfahren machte das gruselige Spektakel nach und nach überflüssig.
Das ehemalige Leichenschauhaus der Charité galt als das modernste seiner Zeit, war das zweitgrößte in Europa und steht nun kurz davor, komplett renoviert und als Studienraum der Humboldt-Universität genutzt zu werden. Das Künstlerkollektiv Berg26 ergreift nun letztmalig die Gelegenheit, sich vor dem Hintergrund der einmaligen Geschichte und Architektur der ehemaligen Pathologie mit Körper, Tod und Konservierung akustisch
und visuell auseinanderzusetzen.
Die Eröffnung am 07. Oktober wird von Performances und einer Live-Schaltung zum Chicago-Calling Sound Festival begleitet.
Die von Berg26 exklusiv für diesen außergewöhnlichen Ort erarbeiteten Installationen, Objekte und Performances der Ausstellung sind ab dem 07.10. in der Hannoverschen Straße 6, 10115 Berlin zu erleben.